Vita

Stefan M. Gergely im Jahr 2009
im Hof der Schlossgasse 21
(Foto: Ingo Pertramer)

Lebenslauf Detaillierter Lebenslauf

Inhalt

  • Lebensthema Natur
  • Lebensthema Gestalten, Erhalten, Verändern
  • Lebensthema Musik
  • Lebensthema Schreiben
  • „Auf zwei Kirtagen“
  • Sagen, was war

Die nachfolgende „Vita activa“ beschreibt vier Leitmotive, die mein Leben in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben. Ich nenne sie im Rückblick meine „Lebensthemen“: Die Natur, das Erhalten, Gestalten und Verändern, die Musik und das Schreiben.

Lebensthema Natur

Seit der Kindheit ist die belebte und unbelebte Natur für mich wichtig. Mit elf Jahren dokumentierte ich die Blütezeitpunkte von Kuhschellen in einem Waldstück nahe vom niederösterreichischen Dorf Guntrams (dort hatte die Mutter ein Landhaus, das heutige Gut Guntrams).

Ab Mitte der 1950-er Jahre beschäftigten mich junge Wildvögel – ein Jäger hatte sie gebracht, weil die Küken aus dem Nest gefallen waren und zu verhungern drohten. Mein Bruder Thomas und ich päppelten sie mit Mehlwürmern und Ameiseneiern auf. Die jungen Tiere waren handzahm, als sie flügge wurden. Aber gegen Ende des Sommers entschwanden sie in ihre Wildbahn.

Haben diese Erlebnisse womöglich meine spätere Entscheidung beeinflusst, mich für Naturwissenschaften zu begeistern? Dass ich dankbar war für das Thema meiner Doktorarbeit, in der biochemische Prozesse in Pflanzen eine zentrale Rolle einnahmen (siehe das Kapitel „Chemiker“)?

Naturthemen waren auch in meinem Job für die Bundeswirtschaftskammer (heute WKO) ein Thema. So konnte ich meinen damaligen Chef im Nahrungsmittelverband davon überzeugen, dass Bio-Landwirtschaft nicht als Humbug bekämpft, sondern durch gesetzliche Richtlinien auf eine kontrollierbare Basis gestellt werden sollte (siehe den Bericht „Kämmerer“).

Umweltschutz und neue Energiequellen spielten außerdem während meiner Tätigkeit als Wissenschaftsjournalist in den 1980-er Jahren eine große Rolle (Näheres im Kapitel „Autor“).

Später wurde „Mehr grün in der Stadt“ zu einer Leitlinie für die Gestaltung im Margaretner Schlossquadrat (siehe „Bauherr“).

Auch auf Reisen suchte ich immer wieder die Schönheit der natürlichen Vielfalt. Besondere Eindrücke hinterließen Tauchgänge im Roten Meer und auf den Malediven, eine Kreuzfahrt durch das  Galapagos Archipel sowie Aufenthalte in  Sri Lanka, Tanzania und Costa Rica.

Schließlich faszinieren mich Formen und Farben der unbelebten Natur, seit ich erinnern kann: In einem Bachbett des Schweizer Engadin einen kleinen, aber dafür glasklaren Bergkristall zu finden, war für mich als Kind ebenso ein Glücksgefühl wie die Entdeckung eines funkelnden Pyrits in einem unwegsamen Gelände auf der Insel Elba.

Diese Begeisterung für Kunstwerke der Natur führte im Jahr 2017 zum Aufbau des Kristallgartens auf Gut Guntrams (siehe https://guntrams11.at/kristallgarten/).

Lebensthema Gestalten, Erhalten und Verändern

Diese Begriffe umschreiben ein zweites Leitmotiv, das mich seit dem Jahr 1988 in meinen – damals für mich neuen – Aufgaben als Bauherr bewegte. Es ging damals um die Sanierung des baufällig gewordenen Hauses Schlossgasse 21 im fünften Wiener Gemeindebezirk.

Die Freude am Gestalten wuchs mit den Chancen, die ich dazu bekam (wofür ich dankbar bin). Aber Erhalten und Verändern? Ist das nicht ein Widerspruch oder, anders gefragt: Wie bekommt man die beiden „unter einen Hut“?

Ich denke, das hängt von den konkreten Umständen ab: So erschöpft sich der gesetzliche Erhaltungsauftrag für ein denkmalgeschütztes Ensemble – wie das Schlossquadrat in Wien-Margareten – nicht im bloßen Konservieren eines Bauwerks aus dem 14. Jahrhundert.

Vielmehr haben die Menschen, die hier wohnen, in den Lokalen des Schlossquadrats essen und trinken, einen Arzt im Haus konsultieren oder handwerkliche Kurse  in den alten Gemäuern am Margaretenplatz besuchen, sie haben heute andere Lebenswünsche, Vorlieben und Ansprüche als frühere Generationen. Wer nicht in der Vergangenheit stehen bleiben will, der muss zeitgemäß darauf eingehen.

Daran dürfte sich auch in Zukunft wenig ändern: Wie macht man in alten Bauwerken befindliche Wohnungen und Lokale fit für eine Zukunft, in der mit Wärmepumpen und Strom anstatt mit Erdgas oder Öl beheizt wird? Wie würden sich die dazu erforderlichen einschneidenden Umbauten mit den Geboten des Denkmalschutzes in Einklang bringen lassen?

Für solche Ziele sind technisch machbare und gestalterisch annehmbare Konzepte gefragt, die sich im Ergebnis besser anfühlen als ein fauler Kompromiss. Leistbar sollten sie auch noch sein . . .

Das Schloss Margareten auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1674 . . .

. . . und als Luftbild in den 1990-er Jahren.

Dagegen stellen sich im Auwald der Schwarza nahe von Gut Guntrams andere Herausforderungen: Hier trocknet eine – in meiner Kindheit sehr artenreich gewesene – Uferlandschaft buchstäblich aus: Sie muss aktiv verändert werden, um Natur zu erhalten und verloren gegangene Naturvielfalt wieder möglich zu machen (siehe Kapitel „Landwirt“).

Der Auwald der trocken gefallenen Schwarza
zwischen Guntrams und Schwarzau am Steinfeld.

Aber reicht solches Tun aus, um damit eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen möglich zu machen? Was, wenn etablierte Strukturen so verkrustet und vermeintliche Entwicklungszwänge so wirkmächtig geworden sind, dass sie sich nicht mehr schnell genug reformieren lassen, um irreversiblen Schäden an der Natur vorzubeugen? Muss man „das System“ nicht zuerst zerstören, um es anschließend neu und besser wieder aufbauen zu können (sofern es nicht zuvor durch irregeleitete Autokraten in den Untergang gebombt worden ist)?

Als Idealist glaube ich an die Lernfähigkeit der Menschen und bin daher für Erneuerung ohne Disruption. Als kritischer Realist wäre ich nicht verwundert, wenn die Weltgeschichte einen anderen Lauf nimmt. So lassen die ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts befürchten, dass wir wie Schlafwandler von einer Krise in die nächste taumeln werden und dass ein permanenter Krisenmodus samt apokalypseschwangerer Dauererregung den notwendigen Reformen eher im Wege steht, als sie zu befördern.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es im Volksmund, und so will ich lieber mutig verändern als mutwillig zerstören.

Lebensthema Musik

Klavier, Violoncello oder ein anderes Instrument zu spielen, ist für Musiker ein Beruf und für viele andere Menschen ein Hobby. Für beide kann Musik die Saiten des Inneren zum Klingen bringen – ob man sie Psyche oder Seele nennt, sei dahingestellt.

Musik hat eine spürbare und wohltuende Wirkung, die ich nicht missen möchte. Siehe dazu den Beitrag „Musiker“ mit dem Titel: „Ein Leben ohne Musik ist wie ein Glas ohne Wein“.

Stefan Gergely im Jahr 1967.

Lebensthema Schreiben

Als Wissenschaftsjournalist „übersetzte“  ich Sachverhalte aus einem „Fachchinesisch“ in (hoffentlich) allgemein verständliches Deutsch. Im Fokus standen die Wissenschaften von der Natur, vom Leben und vom Menschen sowie die  Vor- und Nachteile menschengemachter Technik.

Das Schreiben für Zeitungen und Zeitschriften gab mir die Gelegenheit, wissenschaftliche Sachverhalte zu erklären, neue technische Verfahren und deren mögliche Folgen kritisch zu beleuchten und damit beizutragen, dass sich Meinungen und Verhaltensweisen ändern mögen.

Die journalistische Arbeit war außerdem eine wertvolle Schulung für das In-Form-Bringen von Erkenntnissen und den oft komplexen Zusammenhängen, die faktenbasierte Kommunikation zu berücksichtigen haben. In der aktuellen Epoche zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit und ubiquitärer Fake News wird solche Vermittlung wichtiger denn je.

An diesem Punkt ergibt sich eine Verbindung zum Bericht „Aufmüpfiger“ in dieser Webseite: Denn als Journalist wurde ich sogar dafür bezahlt, aufmüpfig zu sein. Das Motiv war in den meisten Fällen der genannte Antrieb, verändern zu wollen, womöglich zum Besseren.

„Auf zwei Kirtagen“

Wie ein roter Faden zieht sich durch meine Ausbildung und das Berufsleben der folgende Grundsatz:

„Wenn zwei Zukunftswege zur Wahl stehen und nicht klar  ist, welcher davon der „richtige“ ist, dann geh‘ ich beide Wege“. Dem steht der altbekannte Spruch entgegen, dass man nicht auf zwei Kirtagen tanzen kann.

Wie immer – in drei, teils überlappenden Phasen von Ausbildung und Beruf setzt ich konsequent auf  „zwei Pferde“:

–  Ab 1969 studierte und absolvierte ich parallel das Studium der Musik (1973) und der Chemie (1976), siehe „Musiker“ und „Chemiker“;
–  von 1978 bis 1994  lebte ich von  zwei Jobs: zum einen war ich bei der Bundeswirtschaftskammer zuerst angestellt und ab 1984 bezahlter Konsulent (siehe „Kämmerer“), zum anderen arbeitete ich als freier Journalist für Massenmedien in Österreich und Deutschland; allein für „Profil“ schrieb ich damals ungefähr so viel wie ein hauptberuflicher Redakteur;
–  von 1988 bis 2010 sanierte ich denkmalgeschützte Wohnhäuser, parallel dazu baute ich vier gastronomische Lokale auf und führte sie.

Nach meinem 60er sanierte ich von 2011 bis 2014 gemeinsam mit meinem Bruder Thomas das Haus Gartengasse 8 nahe vom Schlossquadrat, wo unserem Vater seit 1957 zahlreiche pharmazeutische Erfindungen gelungen waren.

Seit 2012 entwickle ich mit Reinhard Adelsberger im eingangs erwähnten Dorf Guntrams einen landwirtschaftlichen Betrieb mit neuen touristischen Angeboten. Auch das war und ist nicht langweilig. Die jüngste bauliche Etappe, das neu errichtete Gästehaus Flora, wurde zu meinem 72. Geburtstag eröffnet (siehe „Landwirt“).

Viele dieser Entwicklungen waren nicht von langer Hand geplant, sondern ergaben sich aus Chancen, die sich auftaten und die ich gerne ergriff; nicht selten war der Auslöser ein – zuvor gescheitertes – Vorhaben.

So wollte ich Mitte der 1980-er Jahre als Wissenschaftsattaché an die österreichische Botschaft in Washington, USA, gehen, aber ich bekam den – so gut wie fix zugesagten – Job letztlich doch nicht. Danach wollte ich als Zeitungsmacher selbständig werden, aber auch das klappte nicht.

Es war ein Zufall, der mich zum Schlossquadrat und damit zu einer völlig ungeplanten Entwicklung führte, die ab 1988 mein weiteres Leben bestimmen sollte.

Im Rückblick habe ich wenig bis gar nicht darüber nachgedacht, was ich anders hätte machen sollen – das sprichwörtliche „Hätti, wari, wäri“ war für mich kein bestimmendes Thema.

Es ging mir um Ziele in der Zukunft. Die allermeisten davon waren ambitioniert, zugleich hatte ich aber auch viele Interessen und wollte so unabhängig wie möglich sein – deshalb setzte ich nie „alles auf eine Karte“.

Sagen, was war.

Diese Webseite berichtet über die vielfältigen Stationen meines beruflichen Werdegangs. Eigene Motivationen und Beweggründe sind da und dort eingeblendet, aber im Kern geht es in dieser Chronik um die Sache: um die Vorhaben, das Entstehen und das daraus Gewordene.

Auf gefühlsduselige, persönliche Rechtfertigungen und scheinheilige Schönfärberei von Vergangenem wird bewusst verzichtet – dazu verweise ich auf Memoiren anderer Autoren, die der Markt in satter Überzahl anzubieten hat.

Stefan M. Gergely