Vita

Stefan M. Gergely im Jahr 2009
im Hof der Schlossgasse 21
(Foto: Ingo Pertramer)

Lebenslauf Detaillierter Lebenslauf

Den Sinn erkennt man
nachher oder gar nicht.

Wenn etwas hervorgebracht wird, egal ob es ein Kunstwerk, ein Buch, ein Bauwerk oder ein Web-Auftritt ist, dann wird später nur das Entstandene wahrgenommen, gelobt, getadelt – oder einfach ignoriert. Die Beweggründe und Motive für das Werk geraten in aller Regel in Vergessenheit.

In meinem Fall vernebeln außerdem zahlreiche Irrwege den inneren Kompass, der für vergangenes Entscheiden und Schaffen richtungweisend war.

Die nachfolgende „Vita activa“ berichtet daher über vier Leitmotive, die sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte nicht grundlegend verändert haben. Ich nenne sie „meine Lebensthemen“:

Lebensthema Natur

Seit der Kindheit war mir die Natur wichtig. Mit elf Jahren notierte ich die Blütezeitpunkte von Kuhschellen in einem Waldstück von Guntrams. Das geschah, soweit ich erinnern kann, aus ureigenem Antrieb.

Jedes Frühjahr spielten junge Wildvögel eine Rolle, die uns ein Jäger gebracht hatte, weil die Küken aus dem Nest gefallen waren und sonst verhungert wären. Mein Bruder Thomas und ich päppelten sie mit Mehlwürmern und Ameiseneiern auf. Die jungen Tiere waren handzahm, als sie flügge wurden. Aber gegen Ende des Sommers entschwanden sie in ihre Wildbahn.

Haben diese Erlebnisse womöglich meine spätere Entscheidung beeinflusst, mich für Naturwissenschaften zu begeistern? Dass ich dankbar war für das Thema meiner Doktorarbeit, in der biochemische Prozesse in Pflanzen eine zentrale Rolle einnahmen (siehe Kapitel „Chemiker“)?

Natur war auch in meiner Berufszeit in der Bundeswirtschaftskammer (heute WKO) wichtig. So konnte ich meinen damaligen Chef davon überzeugen, dass biologische Landwirtschaft nicht als Humbug bekämpft, sondern durch gesetzliche Richtlinien auf eine nachvollziehbare Basis gestellt wird (siehe den Bericht „Kämmerer“).

Umweltschutz und alternative Energiequellen spielten während meiner Tätigkeit als Journalist ebenfalls eine Rolle (siehe „Autor“). Später wurde „Mehr grün in der Stadt“ ein Anliegen zur Gestaltung der Liegenschaften im Margaretner Schlossquadrat (siehe „Bauherr“).

Auch auf Reisen suchte ich immer wieder nach der Schönheit der natürlichen Vielfalt. Besondere Eindrücke hinterließen Tauchgänge im Roten Meer, eine Kreuzfahrt zu den  Galapagos Inseln und und ein Aufenthalt in  Tanzania (siehe auf der Seite „Reisender“ den Abschnitt Natur-Reisen):

Schließlich faszinieren mich Formen und Farben von Kristallen, seit ich erinnern kann: In einem Bachbett des Schweizer Engadin einen kleinen, aber dafür glasklaren Bergkristall zu finden, war für mich als Kind genauso ein Glücksgefühl wie die Entdeckung eines funkelnden Pyrits in einem unwegsamen Gelände auf der Insel Elba.

Diese Begeisterung für Kunstwerke der Natur führte im Jahr 2017 zum Aufbau des Kristallgartens auf Gut Guntrams (siehe https://guntrams11.at/kristallgarten/).

Lebensthema
Gestalten durch Erhalten und Verändern

Diese Begriffe kennzeichnen ein zweites Leitmotiv. Sie bewegen mich seit dem Jahr 1988 in meinen – damals neuen – Aufgaben als Unternehmer. Die Freude am Gestalten wuchs mit den Chancen, die ich dazu bekam (wofür ich dankbar bin). Aber Erhalten und Verändern? Ist das nicht ein Widerspruch oder, anders gefragt: Wie bekommt man die beiden „unter einen Hut“?

Das hängt von den äußeren Gegebenheiten ab. So erschöpft sich der gesetzliche Erhaltungsauftrag für ein denkmalgeschütztes Ensemble – wie das Schlossquadrat in Wien-Margareten – nicht im bloßen Konservieren eines Bauwerks aus dem 14. Jahrhundert (siehe Kapitel „Bauherr“ und „Wirt“). Vielmehr haben die Menschen, die heute hier wohnen, in den Lokalen essen und trinken, einen Arzt im Haus konsultieren oder handwerkliche Kurse  in den alten Gemäuern am Margaretenplatz besuchen, sie haben andere Lebenswünsche, Vorlieben und Ansprüche als frühere Generationen. Wer nicht in der Vergangenheit stehen bleiben will, der muss zeitgemäß und flexibel darauf eingehen.

Daran dürfte sich auch in Zukunft nichts ändern: Wie werden erhaltenswerte Häuser für eine Klimawandel fit gemacht, in der mit Wärmepumpen anstatt mit fossilen Brennstoffen geheizt wird? Wie bringt man die dazu erforderlichen Umbauten mit dem Denkmalschutz in Einklang? Für solche Ziele sind kreative Gestaltungsideen gefragt, die sich im Ergebnis besser anfühlen als ein fauler Kompromiss.

Das Schloss Margareten auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1674 . . .

. . . und als Luftbild in den 1990-er Jahren.

Dagegen stellen sich im Auwald der Schwarza nahe von Gut Guntrams ganz andere Herausforderungen: Hier trocknet eine – in meiner Kindheit sehr artenreich gewesene – Uferlandschaft aus: Sie muss aktiv verändert werden, um verlorene Naturvielfalt wieder möglich zu machen (siehe Kapitel „Landwirt“)

Der Auwald der trocken gefallenen Schwarza
zwischen Guntrams und Schwarzau am Steinfeld

Aber reicht solches Tun aus, um damit die Basis für eine bessere Zukunft unserer Nachkommen legen zu können? Was, wenn etablierte Strukturen so verkrustet und vermeintliche Entwicklungszwänge so wirkmächtig geworden sind, dass sie sich nicht mehr schnell genug reformieren lassen, um irreversible Schäden an der Natur zu vermeiden? Muss man „das System“ nicht zuerst zerstören, um es anschließend neu und besser wieder aufbauen zu können (wenn es irregeleitete Autokraten nicht zuvor schon mutwillig in den Untergang gebombt haben)?

Als Idealist glaube ich an die Lernfähigkeit der Menschen und bin daher ich für Erneuerung ohne Disruption. Als kritischer Realist wäre ich nicht verwundert, wenn die Weltgeschichte einen anderen Lauf nimmt. Die ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts lassen befürchten, dass wir wie Schlafwandler von einer Krise in die nächste taumeln werden und dass ein permanenter Krisenmodus, gepaart mit hyperventilierender, apokalyptischer  Dauererregung, den sinnvollen und notwendigen Reformen und strukturellen Änderungen im Wege steht. anstatt sie zu befördern.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es im Volksmund, und so will ich lieber mutig verändern als mutwillig zerstören.

Lebensthema Musik

Klavier, Violoncello oder ein anderes Instrument zu spielen, ist für Künstler ein Beruf und für viele andere ein Hobby. Für beide kann Musik die Saiten des Inneren zum Klingen bringen – ob man es Psyche oder Seele nennt, sei dahingestellt.

Musik hat eine spürbare und wohltuende Wirkung, die ich nicht missen möchte. Siehe dazu den Beitrag „Musiker“ mit dem Titel: „Ein Leben ohne Musik ist wie ein Glas ohne Wein“.

Stefan Gergely im Jahr 1967

Lebensthema Schreiben

Als Wissenschaftsjournalist habe ich Sachverhalte aus einem „Fachchinesisch“ in (hoffentlich) allgemein verständliches Deutsch „übersetzt“.

„Literatur“ ist das keine. Mehr oder weniger holprige Verse habe ich schon als Kind verfasst, aber ein Dichter ist nicht aus mir geworden.

Das Schreiben für Zeitungen und Zeitschriften gab mir gleichwohl die Gelegenheit, wissenschaftliche Sachverhalte darzustellen und zu hinterfragen, mutmaßliche Fehlentwicklungen aufzuzeigen und auf diese Weise beizutragen, dass sich Zustände und Verhaltensweisen ändern (siehe Kapitel „Autor“).

Die journalistische Arbeit war überdies eine wertvolle Schulung für das In-Form-Bringen von Erkenntnissen, Gedanken und Meinungen; in einer Zeit zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit und ubiquitärer Fake News wird sie wichtiger denn je.

Hier ergibt sich übrigens eine Verbindung zum Bericht „Aufmüpfiger“ in dieser Webseite: Denn als Journalist wurde ich sogar dafür bezahlt, aufmüpfig zu sein. Das Motiv war in den meisten Fällen der oben genannte Antrieb, verändern zu wollen, womöglich zum Besseren.

Wer lieber auf zwei Karten setzt,
vermindert, dass er sich verschätzt.

Wie ein roter Faden zieht sich durch Ausbildung und Berufsleben der folgende Grundsatz:

„Wenn zwei Möglichkeiten zur Wahl stehen und nicht klar  ist, welche die „richtige“ ist, dann mach ich beides“. Dem steht der altbekannte Spruch entgegen, dass man nicht auf zwei Kirtagen tanzen kann. Mein Werdegang lässt sich dahingehend auslegen, dass es doch machbar ist.

So habe ich in drei, teils überlappenden Phasen von Ausbildung und Beruf auf  „zwei Pferde“ gesetzt:

–  Von 1969 bis 1975 absolvierte ich das Studium der Chemie und der Musik;
–  von 1978 bis 1994  lebte ich von  zwei Jobs: als angestellter Mitarbeiter der Bundeswirtschaftskammer und als freier Journalist; wer sich den Output ansieht, kommt ohne weiteres auf  zwei Vollzeitjobs.
–  von 1988 bis 2009 sanierte ich alte, denkmalgeschützte Wohnhäuser und baute parallel dazu vier gastronomische Lokale auf.

Nach meinem 60er im Jahr 2010 verringerte sich die Vielfalt allmählich: Gemeinsam mit meinem Bruder Thomas sanierte ich in den Jahren 2011 bis 2014 das Haus Gartengasse 8, in dem der Vater seit dem Jahr 1957 seine bahnbrechenden pharmazeutischen Erfindungen gemacht hatte. Das Bauvorhaben war zwar nervenaufreibend, aber das Ergebnis kann sich, glaube ich, sehen lassen.

Seit 2012 entwickle ich mit Reinhard Adelsberger auf Gut Guntrams einen landwirtschaftlichen Betrieb mit neuen touristischen Angeboten. Auch das war nicht langweilig. Die jüngste bauliche Etappe, das neu errichtete Gästehaus Flora, wurde zu meinem 72. Geburtstag fertig (siehe das Kapitel „Landwirt“).

Viele dieser Entwicklungen waren nicht von langer Hand geplant, sondern ergaben sich aus neuen Chancen, die ich oft und gerne ergriff; manchmal war der Auslöser auch ein – zuvor gescheitertes – Vorhaben.

Ob die erwähnten Zweigeleisigkeiten im Endeffekt sinnvoll und erfolgreich waren oder ob sie eher getarnte  Behübschungen einer Chronik des Scheiterns sind, überlassen ich den Interpretationen anderer. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich weiß es nicht und denke auch nicht darüber nach, was ich anders hätte machen sollen. Gestalten kann ich nur hier und heute, Planen kann ich nur für die Zukunft.

Sagen, was war.

Diese Webseite erzählt über die einzelnen Stationen meines Berufslebens. Eigene Motivationen und Beweggründe sind da und dort eingeblendet, aber im Kern geht es um die Sache: um die Vorhaben, das Entstehen und das daraus Gewordene.

Einblicke in meine Gedankenwelt vermittelt das Buch „Sprach Bilder“, das im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen ist.

Für gefühlsduselige, persönliche Rechtfertigungen und scheinheilige Schönfärberei der privaten Vergangenheit verweise ich auf Memoiren anderer Autoren, die der Markt in satter Überzahl anzubieten hat.

Stefan M. Gergely

PS: Ich ersuche um Nachsicht, wenn die vorliegende Chronik langatmig wirkt und hoffe auf Verständnis, dass weiterführende Belege in verlinkte Dokumente ausgelagert sind.